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The next big thing: Das Internet der Dinge

Der Begriff “das Internet der Dinge” macht seit einiger Zeit die Runde in der digitalen Welt.

Gemeint ist damit folgendes: “Das Internet der Dinge (auch englisch Internet of Things) beschreibt, dass der (Personal) Computer zunehmend als Gerät verschwinden und durch „intelligente Gegenstände“ ersetzt wird. Statt – wie derzeit – selbst Gegenstand der menschlichen Aufmerksamkeit zu sein, soll das „Internet der Dinge“ den Menschen bei seinen Tätigkeiten unmerklich unterstützen. Die immer kleineren eingebetteten Computer sollen Menschen unterstützen ohne abzulenken oder überhaupt aufzufallen.” [Zitat aus Wikipedia]
Im heutigen Internet sind hauptsächlich Computer miteinander vernetzt. Anwender sind die Benutzer der Computer, in aller Regel immer noch Menschen. Wir sprechen daher auch vom Internet der Menschen.

Das zukünftige Internet wird dadurch gekennzeichnet sein, dass nicht mehr nur die Computer miteinander vernetzt sind, sondern nahezu alle Gegenstände, in erster Linie aber elektrische Geräte, die fortan untereinander kommunizieren und sich gegenseitig beeinflussen können.

Eine spannende und unter Umständen auch gefährliche Zukunftsvision. Das der Kühlschrank vernetzt ist und bei Bedarf Lebensmittel automatisch nachbestellt, macht ja durchaus noch Sinn. Aber brauchen wir wirklich eine Zahnbürste, die unsere Putzgewohnheiten speichert und bei Feststellung einer Karies gleich einen Termin beim Zahnarzt vereinbart?

Was passiert, wenn wirklich alles mit allem vernetzt ist? Ist das überhaupt möglich? Und wenn ja, was wären die direkten und indirekten Folgen?

Um physischen Objekten eine digitale Identität zu geben, muss jedes Objekt (Ding) eindeutig identifizierbar sein. Das trifft auf nahezu alle Objekte zu, die zu.B. in einem Haushalt, oder allgemeiner ausgedrückt in einem Raum vorhanden sind. Die Technik dazu gibt es schon, sie nennt sich RFID.

Mit dieser Technik ist es möglich, Gegenstände und auch Lebewesen(!) automatisch zu identifizieren und auch zu lokalisieren. Erste Folge eines massenhaftes Einsatzes dieser Technik wären mehr Daten, viel mehr Daten, die alle irgendwo gespeichert werden, von wem auch immer.

Spätestens seit dem NSA-Skandal und den Enthüllungen von Edward Snowdon wissen wir, dass erheblicher Missbrauch stattfinden kann, wenn eine Menge Daten konzentriert gespeichert und ausgewertet werden.

Die Grundidee der Vernetzung von Dingen stammt übrigens aus der Logistik und macht da auch durchaus Sinn. Durch den Boom des E-Commerce haben sich die Waren- und Datenströme in den vergangenen Jahren vervielfacht. Die heutige Technik wird über kurz oder lang an ihre Grenzen gelangen und dann überfordert sein. Daher “haben Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML die Vision von einem zukunftsweisenden Logistiksystem erschaffen: intelligente Geräte sollen denken lernen und Waren ihren Weg zum Ziel selbst organisieren – das Internet der Dinge für die Logistik war geboren.

Bereits heute beschäftigen sich Logistiker mit Lösungen für die Zustellung einer im Internet getätigten Bestellung am selben Tag (same day delivery). Durch Amazon und Co. waren wir bereits verwöhnt von der Zustellung am Folgetag der Bestellung und immer wieder überrascht, wie gut das funktioniert. Doch für eine Zustellung am selben Tag müssen andere Techniken eingesetzt werden als bisher. Der Mensch als Schwachstelle im System soll weitestgehend ausgeschaltet werden. Der Höhepunkt dieser Entwicklung wäre aus meiner Sicht, dass Produkte gar nicht mehr physisch ausgeliefert werden müssen, sondern digital übermittelt werden und am heimischen 3D-Drucker ausgedruckt werden. Die sofortige Arbeitslosigkeit für alle Paketzusteller.

In der Abwicklung der weltweiten Warenströme macht diese neue Technik also durchaus Sinn. Aber wie immer, wenn neue, revolutionäre Techniken sich durchsetzen, besteht auch die Gefahr, dass diese missbraucht werden.

Was also passiert wirklich, was sind die Folgen, wenn die physische Welt mit der virtuellen verschmilzt und potenziell jedes physische Objekt intelligent und vernetzt sein kann und auch sein wird?

Die ehrliche Antwort aus heutiger Sicht lautet: keiner Weiß es genau, was dann sein wird und wie sich unser aller Leben verändern wird. Wir machen einen Selbstversuch in Echtzeit, dem sich niemand entziehen kann. Wenn das Ganze in die Hose geht, dann wird es zu spät sein, Korrekturen vorzunehmen. Bereits der gute alte Johann Wolfgang von Goethe lies in seiner Ballade “Der Zauberlehrling”, den Protagonisten die geflügelten Worte sagen, “Die ich rief, die Geister, werd’ ich nun nicht mehr los”. Bei Goethe geht es gottseidank noch gut aus, denn der Meister bereinigt die Situation im letzten Augenblick mit den Worten:

In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid’s gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister.

In unserer zukünftigen Welt wird es jedoch nicht so einfach sein, die “Geister” wieder los zu werden und vielleicht wird uns irgendwann die Story „1984“ von George Orwell vorkommen wie ein Kindermärchen im Vergleich zur Gegenwart.

Hoffen wir, dass es nicht so sein wird, denn die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zum Schluss.

Auf jeden Fall wird das Internet der Dinge ein Riesengeschäft sein, da sind sich die meisten Experten heute schon sicher. Wenn alle Dinge miteinander vernetzt sind, dann stehen nicht mehr industriell gefertigten Produkte im Mittelpunkt (Abschied von der Industriegesellschaft), sondern webbasierende Dienste, auf die wir durch das Produkt zugreifen können.

Mit anderen Worten: Dienstleistungen in jeglicher Form, die uns heute vielleicht  noch utopisch vorkommen mögen, werden einen rasanten Aufschwung erleben. Schon heute erleben wir die Anfänge dieser Entwicklung, wenn zum Beispiel ein Konzern wie Daimler Benz in die Dienstleistung Car-Sharing investiert. Nicht mehr das Auto an sich steht im Mittelpunkt, sondern der allseits verfügbare Dienst Car-Sharing.

Ein weiteres Beispiel stellt die Firma LG dar, die sich im hohem Maße mit der Thematik intelligentes Wohnen beschäftigt. Nicht mehr der einzelne Fernseher, oder das Handy oder sonst irgendein Haushaltsgerät stehen im Mittelpunkt, sondern vernetztes Wohnen und die sich daraus logischerweise ergebenden Dienstleistungen.

Auch der Global Player Intel engagiert sich mit einem neuem Geschäftsbereich und will durch die Verbindung von Geräten untereinander und mit der Cloud neue Dienstleistungen entwickeln.Der Grund dafür liegt auf der Hand. Der Markt für PC-Prozessoren, den Intel eine lange Zeit lang dominiert hat, stagniert immer mehr. Die Entwicklung von Prozessoren für mobile Endgeräte (Smartphones und Tablet PC’s) hat der Riese aus Santa Clara, Kalifornien mehr oder weniger verschlafen. Der Markt dafür wird dominiert von Firmen wie Nvidia und Qualcomm.

Wissenschaftler vom Institute of Technology Management an der Universität St. Gallen in der Schweiz kamen in einer Studie zu der Erkenntnis, dass es für Produktionsbetriebe durchaus Sinn macht, nicht mehr die physischen Produkte in den Vordergrund zu stellen, sondern dazu passende Dienstleistungen. Denn mit Dienstleistungen lassen sich wesentlich höhere Renditen erzielen, als mit dem reinen Verkauf von Produkten.

Also geht es beim Internet der Dinge letzten Endes lediglich um Geld und Rendite?

Ja, höchstwahrscheinlich wird dieser monetäre Ansatz die dominierende Triebfeder sein, die die Entwicklung maßgeblich vorantreibt. So betitelt Alina Brack vom ITMagazine ihren Artikel vom 12.11.2013 mit der Überschrift “Internet der Dinge kreiert Mehrwert von 1,9 Billionen Dollar”.

Das ist eine derart gigantische Zahl, dass es sich kein Unternehmen der Welt leisten kann, sich von diesem Kuchen nicht eine dicke Scheibe abzuschneiden. Money rules the world.

Welche Vorteile hat dieses Internet der Dinge für normale Menschen wie Sie und ich?

Dr. Joseph Reger, Chief Technology Officer of Fujitsu International Business kommt zu dem Schluss: “Die Vorteile liegen vor allem bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit und der Effizienz”.

Denken Sie ganz einfach mal an den Straßenverkehr. Wenn alle Autos miteinander vernetzt wären und miteinander kommunizieren würden, dann würde das den Straßenverkehr revolutionieren. Staus könnten intelligent vermieden werden, Ampeln an Kreuzungen wären nicht mehr notwendig. Der Fahrer, bzw.. dann Insasse eines Autos, könnte auf dem Weg zur Arbeit Zeitung lesen, trotzdem würde das Auto sicher sein Ziel erreichen.

Das Smartphone wird noch mehr als heute schon zum allgegenwärtigen Mittelpunkt Ihres Lebens. Es kommuniziert z.B. mit Ihrem Drucker und dieser sendet die Nachricht “nur noch 10 Blatt Papier”. Vollautomatisch oder manuell bestellt das Smartphone neues Papier für Sie.

Es gibt unendliche viele Möglichkeiten, die sich durch das Internet der Dinge ergeben werden. Ob diese allerdings alle wirklich Sinn machen oder eher nicht, das wird jeder einzelne für sich entscheiden müssen. [Zitat Uni Frankfurt] “Die Informationsflut der intelligenten Geräte wird das bisherige Vorstellungsvermögen sprengen. Diese Datenmengen können nur noch von spezialisierten Maschinen und Programmen verarbeitet werden. Die Zukunft gehört den Unternehmen, die diese Daten nicht nur erheben, sondern strukturiert speichern, auswerten und daraus die richtigen Schlüsse ziehen können”.