Heute morgen hatte ich mal wieder Gelegenheit, eines dieser mittlerweile typischen (Verkaufs-)Webinare anzuschauen. Der Referent heißt Alexander Riedl, ein mir bis dato vollkommen Unbekannter, obwohl ich den Markt seit Jahren relativ genau beobachte. Aber das kann natürlich auch an meiner mangelnden Aufmerksamkeit liegen, was die Entdeckung von TOP-Onlinemarketing-Experten betrifft.
Pünktlich ging es los und nach einigen Minuten kam A. Riedl in seiner Präsentation zu einer Art Kurzvorstellung seiner eigenen Person. Dabei schmiss er mit Zahlen nur so um sich. Mehr als 100.000 Einträge in seiner „Liste“ und zig-tausende Follower, Abonnenten und sonstige Fans in diversen Social-Media-Plattformen erwähnte er so nebenbei und wollte damit die Zuschauer sicherlich beeindrucken.
Doch dann sprach A. Riedl einen Satz aus, der bei mir sofort sämtliche Alarmglöckchen klingeln ließ. Der Satz lautete in etwa so: „Es ist nicht Deine/Ihre Schuld, dass es bisher bei Ihnen nicht geklappt hat, dass Sie bisher keinen Erfolg im Internet gehabt haben„.
Schuld sind angeblich die vielen selbsternannten Experten da draußen, die Ihnen frecher Weise einfach bullshit erzählt haben, zumindest nicht die ganze Wahrheit über das Thema „Geld verdienen im Internet“.
Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört!
Nicht ich, Du oder Sie sind schuld, sondern jemand anderes. Eine beliebte Methode, um sich selbst hervorzuheben aus der Vielzahl der Onlinemarketing-Experten nach dem Motto: „die anderen haben alle Unrecht, reden Unsinn, nur ich bin derjenige, der Dir/Ihnen die Wahrheit erzählt.
Das mag man glauben oder nicht. Fakt ist auf jeden Fall, dass dieser Satz bei mir zu allergischen Reaktionen führt, weil ihn so viele benutzen und alle Dreck auf die Mitbewerber werfen, ohne jemanden namentlich zu nennen. Wem soll man da am Ende noch glauben?
Der Rest des Webinars ergoss sich dann in langweiligen Fakten über E-Commerce im allgemeinen, die man dutzendfach gelesen und gehört hat. Weiterhin sprach der Redner über diverse grundlegende Begriffe im Onlinemarketing, wie zum Beispiel Traffic, E-Mail-Listen und diese „Verkaufsmaschine“, die, wenn sie einmal in Gang gesetzt wurde, wie der Teufel Kunden generiert und denen Produkte verkauft, sogar wenn „man am Strand liegt“ (hat man auch schon so oft gehört).
Mein Blatt Papier, welches ich bereit gelegt hatte, war am Ende des Webinars lediglich mit einigen Kritzeleien halbwegs gefüllt. Von neuen Erkenntnisgewinnen keine Spur.
Relativ schnell kam A. Riedl dann zu dem eigentlichen Sinn und Zweck dieses Webinares, nämlich dem Verkauf eines Infoproduktes mit dem schönen Namen „MISSION PHOENIX„. Für einen Freundschaftspreis von 997 Euro bei direkter Einmalzahlung. Hört sich doch echt nach einem Schnäppchen an, wenn man im Webinar aufmerksam zugehört und mit bekommen hat, dass Herr Riedl für solch ein Wissenspaket normalerweise 75.000 Euro in Rechnung stellt (oder waren es 57.000 Euro?) und vier Stunden Training mit ihm schlappe 7.500 Euro (oder waren es 5.700) kosten.
Da muss man ganz schnell handeln, denn es werden ja NUR 150 Plätze vergeben bei dieser „MISSION PHOENIX“.
Bevor Sie jetzt den Bestellprozess einleiten, blenden wir einfach mal alles aus, was Sie heute dazu gehört oder gelesen haben und was ich hier und heute dazu schreibe.
ALLES AUSBLENDEN UND BITTE MAL DEN GESUNDEN MENSCHENVERSTAND EINSCHALTEN!!
- Wenn jemand angeblich so erfolgreich ist, dass er sein Wissen für höhere vier- und fünfstellige Beträge verkaufen kann, warum sollte er dann anderen Menschen das gleiche Wissenspaket für gerade einmal 997 Euro anbieten?
- Wenn Sie es wären, die/der ein ganz spezielles Wissen hat, welches andere liebend gerne für hohe Beträge kaufen würden, warum sollten Sie dann hingehen und Ihr geheimes, hochwertvolles Wissen, welches nur Sie haben und welches Ihnen ein hohes Einkommen beschert, an Hinz und Kunz für einen vergleichsweise lächerlichen Betrag verkaufen und das ganze sogar 150 Mal?
- Warum sollten Sie sich 150 Mitbewerber schaffen, die Ihnen dann vielleicht sogar die Butter vom Brot nehmen? Stattdessen würden Sie doch sagen, ich behalte mein Wissen lieber für mich selbst und mache weiter wie bisher.
Sie ahnen es schon. Es gibt im Prinzip nur eine Antwort auf diese Fragen. Diese hier zu formulieren erspare ich mir. Stattdessen verweise ich auf einen Artikel, den ich schon vor einigen Jahren geschrieben habe, der aber immer noch brandaktuell ist und wohl auch bleiben wird.