Der Dokumentarfilm „The Creepy Line“ zeigt den erstaunlichen Grad der Manipulation der Gesellschaft durch Google und Facebook und macht die bemerkenswert subtile, und daher mächtige Art und Weise, in der sie es tun, publik.
„The Creepy Line” ist ein Titel, der den Worten des ehemaligen Google-CEO Eric Schmidt entstammt, als er in einem Interview im Jahr 2010 Googles Verhaltenskodex erklärte: „Die Google-Richtlinien zu vielen Dingen bestehen darin, dieser „Creepy Line” ganz nahe zu kommen, sie aber nicht zu überschreiten.“
Dabei bedeutet das Adjektiv „creepy” soviel wie unheimlich, gruselig, Angst einflößend.
Wie der Harvard-Psychologe Dr. Robert Epstein in dem Film erklärt, überschreitet Google diese unheimliche Linie jeden Tag und behauptet weiter „In einer Studie mit 2000 Teilnehmern kamen wir zu dem Ergebnis, dass Google politische Kandidaten küren und entmachten kann. Durch das beliebige Manipulieren von Filtern und Ranglisten hat Google die Macht, politische Kandidaten an die Spitze zu bringen oder fallen zu lassen”. Mit Interviews mit Jordan B. Peterson, Peter Schweizer und anderen bietet „The Creepy Line” einen explosiven Blick auf das Einmischen und Eingreifen von Google und Facebook auf ihren vermeintlich „neutralen Plattformen“.
Video-Trailer dieses Films auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=HqlDtjnwyPA
Der Film „The Creepy Line” führt die Diskussion über Datenschutz und Kontrolle weiter als je zuvor, indem er untersucht, was Google und Facebook tun, sobald sie die Daten eines Nutzers kontrollieren. „The Creepy Line” bietet aus erster Hand Berichte, wissenschaftliche Experimente und detaillierte Analysen und untersucht, was in Gefahr ist, wenn diese beiden Tech-Titanen freie Hand haben, die privatesten und persönlichsten Daten der Gesellschaft zu nutzen.
Die Datenkraken Google und Facebook sind eine Gefahr für die Demokratie
Matthew Taylor, der Produzent des Films, sagt: „Durch die Auswertung von Milliarden von Online-Suchen kennt Google die politischen Tendenzen seiner Kunden. Ich bin überzeugt, dass Google und Facebook Demokratien in ihren Grundfesten erschüttern können”.
Laut Robert Epstein werde bereits heute jeder vierte Wahlausgang im Ausland von Google bestimmt.
Aber sind wir nicht alle selbst Schuld an dieser Situation? Wir nutzen überwiegend nur eine Suchmaschine, wenn wir etwas im Internet suchen. Google hat es geschickt eingefädelt, dass wir neben der reinen Suche auch viele andere kleine Helferlein nutzen, alle made by Google.
Wir vertrauen Facebook unsere wertvollsten Daten an, ohne nachzufragen.
Und das tollste ist Amazon Alexa, die kleine sympathische Box, die uns fast alle unsere Wünsche auf Zuruf erfüllt. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie diese Alexa funktioniert? Das Zauberwort lautet „Alexa“. Sobald jemand „Alexa“ sagt, wird die Box hellhörig. Aber damit sie das kann, muss sie uns doch permanent belauschen. Wie soll es sonst funktionieren?
Doch das Schlimmste kommt erst noch. Alexa belauscht nicht nur unsere vertraulichsten Gespräche, sondern speichert diese sogar und überträgt die aufgezeichneten Sprachdaten an speziell für diesen Zweck eingerichtete Server von Amazon.
Beweis: https://www.businessinsider.de/amazon-alexa-voice-recordings-how-to-access-them-2018-5?r=US&IR=T
Da fällt mir nur noch eines zu ein: «die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber»
Google bestimmt wie wir die Welt sehen
Ein weiteres Problem besteht darin, wie die meisten Menschen die Google-Suchfunktion nutzen.
Durch vielfältige Studien hat man festgestellt, dass weniger als 5 Prozent der Nutzer sich neben der ersten Seite auch die zweite, dritte oder vierte Seite der Suchergebnisse anschauen.
Jeder weiß inzwischen, dass Google ein Filter- und Ranglisten-System entwickelt hat, bei dem ein Algorithmus darüber entscheidet, welche Treffer auf der ersten Seite angezeigt werden und welche erst auf den Folgeseiten.
Damit hat Google defakto die Fähigkeit, den Nutzern von Anfang an den Zugang zu bestimmten Informationen zu verweigern. „Das Unternehmen filtert die Welt für uns. Neun von zehn Google-Nutzern machen danach keinen Fakten-Check mehr.”, schreiben Frank Siering und Tanja Treser von Bild.de.
Geht es auch anders, oder ist es schon zu spät
Nicht ganz leicht zu beantworten diese Frage. Nachdem wir uns die letzten 20 Jahre durch ausschließliche Nutzung der Suchmaschine Google und des Social-Media-Giganten Facebook redlich darum bemüht haben, die beiden Player in eine Position zu bringen, die sie nahezu unangreifbar machen, wird es immer schwieriger jetzt in eine andere Richtung aufzubrechen.
„Google zum Beispiel kontrolliert den Suchmaschinenmarkt inzwischen zu 90 Prozent. Facebook wiederum beherrscht die sozialen Kommunikationsdienste in den USA zu 75 Prozent. Ähnlich stark dominiert Amazon den E-Book-Markt.”, schreibt die Welt Online in einem Artikel vom 26.01.2018.
Und doch gibt es immer wieder Unternehmer, die versuchen, Google die Stirn zu bieten. So berichtete aktuell das Handelsblatt in einem Artikel vom 14.09.2018 über die neue Suchmaschine „Quant“, die mit strengem Datenschutz und Werbeblocker punkten will. In Frankreich gestartet und dort bereits recht erfolgreich ( 6 Prozent Marktanteil!) will Quant nun auch im deutschen Suchmaschinenmarkt mitmischen und hat sich zu diesem Zweck mit dem alternativen, googlefreien Internetbrowser „Brave“ zusammen getan.
Auf der Seite „medium.com“ berichtet Nithin Coca, wie er es geschafft hat, Google vollkommen hinter sich zu lassen und vom absoluten Google-Fan zu einem überzeugten Google-Kritiker zu werden.
Doch ich persönlich glaube, dass es schon zu spät ist. Diese Alternativen, so gut sie auch sein mögen, werden im Verhältnis zu den Big-Playern immer ein Nischendasein fristen und unter normalen Umständen niemals die Kraft haben, Google oder Facebook ernsthaft Konkurrenz zu machen oder sie gar zu verdrängen.
Dieser Zug ist längst abgefahren und wir alle sind dafür verantwortlich
Ich warte nur noch auf den Tag, an dem Google, Facebook und Amazon ihre Fusion ankündigen, zu einer neuen Gesellschaft, mit dem schönen Namen „Skynet„, der ersten Weltregierung.
Doch vielleicht kommt es doch noch anders.
Denn Größe und scheinbar grenzenlose Macht machen die Googles und Facebooks dieser Welt in den Augen der Menschen gefährlich und angst einflößend und könnten daher zu einem echten Problem werden. Führende Köpfe aus Wissenschaft und Politik diskutieren zur Zeit ernsthaft, die großen Internetkonzerne durch politische Macht zu zerschlagen.
In dem bereits erwähnten Artikel der Welt Online schreiben die Redakteure „Auf der DLD-Konferenz in München forderte der New Yorker Starprofessor Scott Galloway Anfang der Woche in München kurzerhand, die Internetriesen aufzuspalten. Sie behinderten als Monopolisten den Fortschritt und bezahlten zu wenig Steuern.”.
Kein geringerer als Sigmar Gabriel stellte die Frage „Werden wir [Europa, Anm. des Red.] zu tatenlosen Zuschauern im neuen Kalten Krieg um Technologie werden?“ und forderte, Europa solle nicht dem Silicon Valley oder China nacheifern, sondern seinen eigenen Weg finden. „Ohne eine Vision von Europa als globaler Champion bei Tech-Innovation, können wir keine Balance finden zwischen Privatsphäre und Regulierung, Liberalismus und Sicherheitsbedenken, Dogma und Pragmatik.“
Ein ganz neuer Ansatz also. Was private Unternehmen aus eigener Kraft höchstwahrscheinlich niemals schaffen werden, könnte die Politik dennoch erreichen. Die Zerschlagung oder zumindest sehr starke Regulierung der US-amerikanischen Tech-Giganten.
Doch die Milliardenbeträge, die die Big-Tech-Konzerne aus dem Silicon Valley mit ihrem Geschäft verdienen, verschaffen ihnen gleichzeitig eine solch unvorstellbare Macht, auch über die Politik, dass eine Zerschlagung der Konzerne allein aus Europa heraus eher zweifelhaft ist.
„Don’t be evil“, „sei nicht böse“, lautete einmal das Motto von Google und wenn es das heute auch noch ist, so ist es zumindest sehr unglaubwürdig geworden.
Interessante Statistiken
Welche der folgenden Eigenschaften passen Ihrer Meinung nach zu Google?
Welche der folgenden Dienste und Produkte von Google nutzen Sie mindestens gelegentlich?
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