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Was ist eigentlich eine Cloud und was bringt mir das?

Seit einiger Zeit in aller Munde. Das Thema Cloud bzw. Cloud-Computing. In der Praxis versteht man darunter die Verlagerung von IT-Infrastrukturen, also z.B. Rechenkapazität, Datenspeicher, Netzwerkkapazitäten oder auch fertige Software in das Internet und dort in speziell für diesen Zweck eingerichtete Speicherumgebungen.

Grafik Cloud-Computingdie Grafik wurde von der Website http://de.wikipedia.org/wiki/Cloud-Computing entnommen

Vollständig zu Ende gedacht würde Cloud-Computing bedeuten, dass kein PC oder mobiles Endgerät noch über Festplatten im herkömmlichen Sinne verfügen muss, weil diese schlicht überflüssig werden. Alle Daten, alle Programme sind in der Cloud verfügbar, jederzeit und von jedem Ort der Welt aus, Internetzugang vorausgesetzt.

Niemand muss mehr teure Software kaufen, installieren und durch Updates ständig aktuell halten. Auch die Zeit für die Pflege des eigenen PC’s und das ständige Backup der Daten würde entfallen. Selbst ein stationäres Betriebssystem wie z.B. MS-Windows, wäre wahrscheinlich entbehrlich.

Was sich auf den ersten Blick phantastisch anhört, hinterlässt ein dumpfes Gefühl in der Magengegend, wenn es um das Thema Sicherheit geht. Fast jede Woche liest man in einschlägigen Medien von Hackern, die irgendwelche Angriffe auf Server im Internet (= Clouds) durchführen und meistens sogar Erfolg damit haben.

Und ausgerechnet meine ganzen Daten, zumindest teilweise höchst persönliche Daten, soll ich jetzt in irgendeine Cloud auslagern, um sie den Hackern auf einem Silbertablett zu servieren?

Nein, Danke!

So denken die meisten (Deutschen) über das Thema, egal ob es sich um private, persönliche Dokumente handelt, oder um firmeninterne Dokumente.

Dabei nutzen viele Anwender bereits die Cloud, denn Facebook, Google und Konsorten sind nichts anderes als cloudbasierte Onlinedienste.

Verfolgt man das Thema in den Medien, so kann man zu dem Schluss kommen, das Cloud-Computing ziemlich gepuscht wird. Es gibt mittlerweile zahlreiche Anbieter, die 10 oder sogar mehr Gigabytes an Speicherplatz kostenlos zur Verfügung stellen. Da bekanntlich niemand Geld zu verschenken hat, stellt sich die Frage, warum diese neue Technologie so forciert wird.

In ihrem Artikel „Das Rennen um die Zukunft“ schreibt die Financial Times Deutschland, dass die großen Telekommunikationsanbieter wie BT Germany, Telefónica oder die Deutsche Telekom, aber auch IT-Schwergewichte wie Computacenter, Fujitsu Technology Solutions IBM und HP. gerade dabei sind, sich ein möglichst großes Stück von diesem milliardenschwer vermuteten Kuchen (=Markt) abzuschneiden. „Die Cloud wird ein wesentlicher Treiber unseres zukünftigen Markts sein„, sagt Thomas Stoek, bis vor kurzem Vorstand und nun strategischer Berater des Kölner Telekommunikationsdienstleisters QSC.

Was aber genau macht diesen Markt so groß?

Fakt ist, dass immer mehr Daten und Anwendungen aus bis dato firmeneigenen IT-Strukturen in eine Cloud ausgelagert werden. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Firmen müssen nicht länger teure, eigene IT-Systeme und Softwaresysteme unterhalten, die zudem immer schneller veralten. Stattdessen können sie diese Ressourcen nun immer aktuell über das Internet abrufen, zu einem Bruchteil der bisherigen Kosten.

Im Ansatz ist das in etwa vergleichbar mit dem Car-Sharing. Ich brauche kein eigenes, teures Auto mehr, sondern miete ein Auto für genau die Zeit, die ich es benötige, nicht mehr und nicht weniger.

Die Europäische Union hat das Potenzial erkannt und will die Auslagerung von Daten und Software ebenfalls schnell voranbringen. Durch die Einrichtung einheitlicher Standards für Computerdatendienste will die zuständige EU-Kommission die europäische Wirtschaftskraft bis 2020 um 160 Mrd. Euro pro Jahr steigern. Das Vertrauen der Nutzer soll durch ein EU-weites Zertifikat aufgebaut werden.

Was sind die Gefahren des Cloud-Computings?

Wie immer, wenn es um eine neue Technologie geht, die zudem noch ein erhebliches Kosteneinsparungspotential mit sich bringt, werden die Gefahren gerne erst einmal verniedlicht oder sogar ganz ausgeblendet.

Die Nutzer allerdings lassen sich nicht so einfach beruhigen. Bei einer Umfrage der Financial Times Deutschland haben auf die Frage, „wem würden Sie Daten in der Cloud anvertrauen?“ fast 70% mit folgender Antwort reagiert: Niemandem! Zur Auswahl standen Branchenriesen wie Google, Amazon, Microsoft und Apple.

Das Hauptargument derjenigen, die das Cloud-Computing ablehnen, lässt sich eben nicht so einfach entkräften. Die Sicherheit der ausgelagerten Daten. Beispielsweise haben Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum ganz erhebliche Lücken in den Servern von Amazon festgestellt. Es gelang ihnen sogar, in die Server einzudringen und Daten zu manipulieren. Amazon hat die Sicherheitslücken sogar bestätigt, diese seien aber nun geschlossen worden.

Das Grundproblem an der ganzen Thematik ist die Tatsache, dass Sicherheitssysteme, die von Menschen gemacht werden, auch von Menschen geknackt werden können.

Die Hackerbanden, die mittlerweile zur organisierten Kriminalität gehören, verfügen über genau die gleichen Ressourcen, wie die großen IT-Firmen, oder sogar bessere. Das fängt bei Hard- und Software an und endet bei hoch bezahlten Spezialisten. Der kleine Computer-Nerd, der, sozial isoliert, vor sich hin hackt, neben sich leere Pizzakartons und Coladosen stapelt und zu kaum einem „realen“ Menschen wirklichen Kontakt hat, der ist endgültig Geschichte und lebt allerhöchstens noch in Hollywood weiter.

Da die Angriffe der kriminellen Hackerszene nicht stagnieren oder wenige werden, sondern stark zunehmen, ist der Vormarsch in Richtung Cloud-Computing eigentlich absurd.

Doch es sind nicht nur die Hacker, die ein Problem darstellen. Hinzu kommen die beiden Faktoren technisches und menschliches Versagen. Was passiert mit meinen Daten, wenn der Fehlerteufel zuschlägt, oder schlicht und einfach ein Mensch einen schwerwiegenden Fehler macht? Beispielsweise hatte kein Geringerer als Google bereits mit erheblichen Datenpannen zu kämpfen. Im März 2011 verloren rund 30.000 Anwender des Dienstes Googlemail ihre komplette Emailkorrespondenz. Pech gehabt.

Ungelöst auch noch die Frage, wer in solchen Fällen die Haftung übernimmt. Und was passiert eigentlich mit meinen Daten, wenn ein Cloud-Anbieter Pleite geht?

Neben dem Problem mit der Sicherheit, kommt zumindest hier in Deutschland noch ein weiteres hinzu. Die Frage des Datenschutzes. Der Hamburger Berater und Internetexperte Christoph Kappes warnt z.B. davor, dass etliche Anbieter nicht dem deutschen Rechtssystem unterworfen seien und so beim Datenschutz den Anforderungen nicht genügen würden.

Laut Bundesdatenschutzgesetz müssen deutsche Unternehmen immer Zugriff auf die Daten ihrer Kunden haben, was das Löschen oder Bearbeiten der Daten einschließt. Stehen die Cloud-Server aber in den USA oder anderen Staaten, ist der Zugriff nicht hundertprozentig gewährleistet. Auch die Übertragung personenbezogener Daten in Länder außerhalb der EU ist bislang nicht eindeutig geregelt.

Was sind die Vorteile und Nachteile von Cloud-Computing?

Gehen wir einmal davon aus, dass sich die angesprochenen Probleme in absehbarer Zeit lösen lassen und die Technologie massentauglich wird, so haben Privatanwender vor allem den Vorteil, dass sie sich um die langfristige Speicherung immer größer werdenden Datenmengen, seien es Fotos, Videos oder Musiksammlungen, keine Gedanken mehr machen müssen.

Das ist schon ein Argument. Denn was passiert z.B. wenn bei Ihnen zuhause eingebrochen wird und der Dieb den heimischen PC komplett mitnimmt? Die beiden externen Festplatten hat er ebenfalls eingesackt und das Notebook auf dem Wohnzimmertisch auch. Haben Sie dann noch ein vollständiges Backup Ihrer Daten?

Ich kann für mich diese Frage leider immer noch nur mit Nein beantworten und suche daher dringend nach einer Cloud-Lösung, zumal es sich bei mir nicht nur um private, sondern auch um geschäftliche Daten handelt. Ein erster Versuch, alle Daten zu dem Anbieter Dropbox hochzuladen, scheiterte an der Uploadgeschwindigkeit meines Internetzuganges.

Ein weiterer Vorteil nicht nur für private Anwender ist die ständige synchronisierte Verfügbarkeit aller Daten auf allen Endgeräten, also zuhause der PC und unterwegs das Smartphone oder der Tablet-PC.

Im Businessbereich besteht der größte Vorteil ganz klar in der Reduzierung der Kosten, die bisher von der eigenen IT-Architektur verursacht wurden. Existenzgründer müssen keine eigenen teuren IT-Server anschaffen, sondern nutzen die Cloud-Umgebung.

Darüber hinaus sparen die Unternehmen auch Personalkosten ein. Die komplette IT kann an einen externen Dienstleister übergeben werden, was bei vielen größeren Firmen zum Schließen ganzer Abteilungen führen dürfte.

Doch viele Unternehmen schrecken vor diesem radikalen Schritt noch zurück, weil in erster Linie die Frage der Sicherheit nicht abschließend geklärt ist. Dabei spielt offenbar keine Rolle, dass Daten in der firmeneigenen Infrastruktur oft gefährdeter sind als im Netz.

Nischenthema E-Commerce Cloud

Ein weiterer Schwerpunkt des Cloud-Computing, der über die „normale“ IT hinausgeht, ist der Bereich E-Commerce. Der Onlinehandel boomt zunehmend und schreit gerade zu nach Cloud-Computing, denn theoretisch lassen sich alle Prozesse eines Onlineshops, von der Darstellung der Ware im Onlineshop über die Bestellung bis hin zum Warenversand, in eine sogenannte E-Commerce Cloud auslagern.

Der Anbieter www.brickfox.de hat als einer der ersten im deutschsprachigen Raum diese Nische besetzt und bietet mittlerweile schlüsselfertige Lösungen für Onlinehändler an. Das sieht dann grafisch dargestellt so aus:

Brickfox - Darstellung E-Commerce Cloud
Quelle: www.brickfox.de

Die brickfox E-Commerce Cloud wurde von der Initiative Mittelstand als BEST OF Lösung 2013 im Bereich E-Business ausgezeichnet!

Der Markt für Cloud-Computing

Wenn immer mehr Daten, Anwendungen und Dienste in die Cloud ausgelagert werden, gehen die großen IT-Dienstleister von einem milliardenschweren Geschäft aus. Das renommierte Marktforschunternehmen Gartner hat sich mit der Thematik des Marktvolumens in diesem Bereich etwas näher beschäftigt und kommt zu dem Schluss, dass Cloud-Computing grundsätzlich einen großen Einfluss auf alle Branchen haben wird, bzw. schon hat. Bis 2015 werde sich die Nutzung von Cloud-Computing stark beschleunigen, so Gartner. Das Marktvolumen für öffentliche Cloud-Services beziffert Gartner auf fast 180 Mrd. Dollar. Das entspräche dann in etwa einer Verdoppelung des Volumens im Vergleich zu 2011.

Grafik Marktvolumen Cloud-Computing

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. hat sich ebenfalls mit dem Umsatzvolumen beim Cloud-Computing befasst und seine Ergebnisse in folgender Infografik zusammengefasst:

Grafik Umsatz mit Cloud-Computing in Deutschland

Fazit

Cloud-Computing scheint also nicht nur ein Trend zu sein, sondern ist wohl die Zukunft der modernen EDV. Und wir alle, die wir mit Daten zu tun haben, werden uns wohl oder übel mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Die Stimmen der Bedenkenträger, die noch über Sicherheits- und Datenschutzprobleme diskutieren, werden wohl untergehen, denn absolute Sicherheit gibt es nun mal nicht, weder im EDV-Bereich noch anderswo. Datenpannen und Sicherheitslecks gab es auch schon vor dem Cloud-Computing. Ob diese dann zukünftig stark zunehmen werden, ist aus meiner bescheidenen Sicht relativ wahrscheinlich und so muss letzten Endes jeder selbst entscheiden, ob er oder sie diese moderne Technik nutzt oder ablehnt.

Die Zeitschrift Computerwoche schreibt dazu in ihrer Onlineausgabe „Die Akzeptanz für das Thema Utility- beziehungsweise Cloud-Computing muss noch wachsen. […] Allerdings werden sie [die Softwarehersteller] sich nicht ewig den neuen Modellen verschließen können. Der Druck von Anwenderseite wächst. Zu verlockend klingt es, nur noch die IT-Leistung zu bezahlen, die man wirklich verbraucht hat“.